Griechisch

Womit beschäftigt sich der Griechischunterricht?

Kurz: Mit der ganzen Welt – mit der griechischen und mit unserer eigenen. Denn wenn wir uns mit griechischen Texten beschäftigen, dann wird vor uns der ganze griechische Kosmos lebendig. Wir tauchen ein in das Denken und Handeln dieses Volkes, das doch schon seit jeher alle anderen Völker fasziniert hat.

Dabei geht es immer darum, Fragen zu stellen, über diese Fragen nachzudenken und unsere Antworten mit denen der Griechen zu vergleichen. Hier ist eine Auswahl aus der Vielzahl von Fragen, mit denen wir uns beschäftigen:

  • Ist der Mensch das Maß aller Dinge?
  • Was ist die Natur und welche Rolle spielt der Mensch darin?
  • Was ist Glück?
  • Bin ich nur Körper oder habe ich auch eine Seele?
  • Woraus ist die Welt entstanden?
  • Gibt es hinter diesen sichtbaren Dingen noch etwas anderes?
  • Gibt es eine vernünftige Ordnung in dieser Welt?
  • Was ist Religion und wie entsteht sie?
  • Wie gehe ich damit um, dass ich irgendwann sterben muss?
  • Welche Rolle spiele ich als Einzelner in der Gemeinschaft?
  • Wie kann ich mich selbst verwirklichen, ohne anderen zu schaden?
  • Wie kann ich ein selbstbestimmtes Leben führen in einer Welt, die ich nicht mehr durchschaue?
  • Was ist Gerechtigkeit?
  • Worin besteht der Sinn von Regeln und Gesetzen?
  • Wie verändern sich Menschen und Gesellschaften im Krieg?
  • Wie funktioniert Demokratie?
  • Ist Demokratie die beste Staatsform?
  • Warum gibt es so etwas wie Kunst und Kultur?

„Solon, Solon,“ ruft ein alter ägyptischer Priester, „ihr Griechen seid doch immer Kinder!“. Eine merkwürdige Antwort, die der berühmte athenische Staatsmann Solon da erhält! Der ägyptische Priester, von dem Platon in einem seiner Dialoge erzählt, hat das vielleicht gar nicht als Kompliment gemeint, und doch trifft er damit den Nagel auf den Kopf. Denn wirklich: Wie Kinder treten die Griechen an die Welt heran, ihr neugieriges, anfängliches Fragen kennt keine Befangenheit – und ihre Fragen sind auch unsere Fragen.

Worin liegt der Nutzen des Griechischunterrichts?

Der griechische Philosoph Demokrit soll einmal gesagt haben, er wolle lieber ein Naturgesetz finden als König der Perser zu werden. So ist es auch mit dem Griechischunterricht: Niemand wählt Griechisch, weil sich dadurch mehr Geld verdienen ließe.

Es ist auch nicht so, dass wir durch Griechisch auf andere Sprachen, auf mathematische Kenntnisse oder auf eine naturwissenschaftliche Bildung verzichten könnten. Griechisch ist kein Ersatz für die modernen Wissenschaften, sondern eine sinnvolle und notwendige Ergänzung.

Der Griechischunterricht führt uns in eine Welt, die der unseren zwar in vielem verwandt, aber doch auch wieder fremd ist. Gerade dort, wo die Griechen auf die gleichen menschlichen Fragen andere Antworten gefunden haben als wir, zwingen sie uns, unsere scheinbar so selbstverständlichen Gewohnheiten zu überdenken. In der Auseinandersetzung mit den Gedanken der Griechen gelangen wir zu eigenen begründeten Antworten und können so unsere ganz persönlichen Lebensentscheidungen treffen.

Anders als vielleicht noch unsere Eltern können wir uns doch keineswegs mehr darauf verlassen, unser ganzes Leben lang unter denselben äußeren Umständen zu leben. Da ist es besonders wichtig, dass wir zu einer flexiblen und doch selbstbestimmten Orientierung in der Lage sind, wie sie der Griechischunterricht vermitteln möchte.

Übrigens liegt das Hinterfragen liebgewonnener Wahrheiten ja auch aller wissenschaftlichen Entwicklung zu Grunde – im Dialog mit den Griechen erlernen wir die notwendige Distanz des Denkens, die uns zu diesem Hinterfragen führen kann.

Wie lange dauert der Griechischunterricht mindestens?

Griechisch beginnt in Klasse 8 und schließt zunächst in der zehnten Klasse mit dem Graecum ab. Von Anfang an werden die Schüler im Griechischunterricht bereits in der Phase des Spracherwerbs anhand von spannenden mythischen, geschichtlichen oder philosophischen Texten mit Grundfragen der menschlichen Existenz und Kultur konfrontiert.

Viele Strukturen der griechischen Sprache sind bereits durch den Lateinunterricht bekannt. Deshalb sind die elementaren Sprachkenntnisse zügig erworben, so dass wir uns schon recht bald auch mit den Originaltexten von Platon, Xenophon und Homer beschäftigen können.

Wie geht es danach weiter?

Den allermeisten Schülerinnen und Schülern bereitet Griechisch so große Freude, dass sie sich auch in der Kursstufe weiter mit dieser faszinierenden Literatur und Kultur auseinander setzen möchten. In den Jahrgangsstufen K1 und K2 beschäftigen sie sich beispielweise mit grundsätzlichen Fragen der europäischen Philosophie und Wissenschaften bei den Vorsokratikern, gewinnen ein vertieftes Verständnis der Philosophie Platons, lernen die Anfänge der europäischen Lyrik bei Archilochos, Sappho und Alkaios kennen, treten in Solon dem Begründer der athenischen Demokratie gegenüber, beziehen bei der Lektüre von Tragödien des Sophokles oder Euripides Stellung zu widersprüchlichen Figuren wie Antigone oder Medea oder setzen sich beim Lesen griechischer Geschichtsschreibung mit den Auswirkungen von Kriegen auf das Zusammenleben in einer Demokratie auseinander. Die unmittelbare Spurensuche in Griechenland auf der traditionellen gemeinsamen Studienfahrt ist dann ein emotionales Erlebnis, das viele Schülerinnen und Schüler als prägend empfinden.

Welche Anforderungen erwarten mich im Griechischunterricht?

Ein Interesse an Geschichte, Sprache und Kultur sollte natürlich jeder mitbringen, der sich für Griechisch entscheidet. Griechisch ist nicht schwieriger als Latein. An die Schriftzeichen und Akzente hat man sich schnell gewöhnt:

ΚΕΙΝΕ ΑΝΓΣΤ !

Viele griechische Buchstaben unterscheiden sich nicht von den lateinischen, und die wenigen anderen hast du schnell gelernt. Die Überschrift ist übrigens ganz in griechischer Schrift geschrieben, und immerhin kennst du ja von diesen acht verschiedenen griechischen Buchstaben schon sechs.

Mit den Kenntnissen der lateinischen Sprache gelingt auch ein rascher Einstieg in sprachliche Formen und syntaktische Strukturen. Die Wortstellung entspricht im Übrigen dem Deutschen.

ΕΝ ΑΡΧΗI ΗΝ Ο   ΛΟΓΟΣ. (ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ ΙΟΑΝΝΗΝ)
EN ARCHĒI ĒN HO   LOGOS. (EUANGELION KATA JOANNĒN)
IM ANFANG WAR DAS   WORT. (EVANGELIUM NACH JOHANNES)

Wer Freude an Sprachen hat und wer die wenigen Bilde- und Lautregeln weiß und anwenden kann, braucht den Formenreichtum des Griechischen nicht zu fürchten; denn nur die Übersetzung aus dem Griechischen ist üblich, und beim Lesen der Originaltexte ist auch der Gebrauch des Lexikons erlaubt.

Warum sollte ich Griechisch gerade jetzt wählen?

Im Unterschied zu anderen Fremdsprachen, die wir auch während eines Auslandsaufenthalts erlernen können, lernen wir Griechisch in der Regel nur auf der Schule. Das ist also eine einmalige Gelegenheit, ein Kairos (ΚΑΙΡΟΣ), wie die alten Griechen gesagt hätten. Sie stellten sich den Kairos nämlich als einen Glatzkopf mit einem Haarbüschel auf der Stirn vor. Nur wer die Gelegenheit nutzt, die Gelegenheit „beim Schopfe zu packen“, bekommt also sein Glück zu fassen…

Muss ich auf etwas anderes verzichten, wenn ich Griechisch wähle?

Wer Griechisch wählt, braucht auf Französisch oder Italienisch nicht zu verzichten. Er ist im Sprachenlernen so trainiert, dass ihm die vierte Fremdsprache, die ihm ab Klasse 8 in zweistündigen Arbeitsgemeinschaften angeboten wird erfahrungsgemäß nicht schwer fällt. Außerdem gibt es die Möglichkeit des „Europäischen Gymnasiums“, in dem ab Klasse 10 Französisch als Pflichtfremdsprache erlernt werden kann.

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